DEUTSCH

Leukämie um AKW


"Gesundheitsschäden um Atomanlagen?"

über Studien und ihre Interpretationen


Mißbildungen um AKWs?

Auf Einladung des Vierether Kuckucks-Ei e.V. fand am Donnerstag um 20.00 Uhr im Keller der Erlö­serkirche ein Vortrag unter dem Titel "Gesundheitsschäden um Atomanlagen?" statt.
Marc-Dominic Boberg (Mitinitiator der Erfassung von Gesundheitsschäden um das AKW Grafenrheinfeld) aus Schweinfurt erläuterte die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Auftreten von Gesund­heitsschäden, die durch Radioaktivität hervorgerufen werden können in der Umgebung von AKWs.

Lange Zeit war das AKW Krümmel Deutschlands einziger Atommeiler, in dessen Umgebung vermehrt strahlentypische Erkrankungen wie Krebs und Mutationen nachgewiesen wurden.

1995 wurde im bay. Landtag eine "Untersuchung zur Häufigkeit kindlicher bösartiger Neubildungen und angeborener Fehlbildungen in der Umgebung bay. kerntechnischer Anlagen" vorgestellt, die das Bundesamt für Strahlenschutz, das bisher nicht durch atomkritsiche Gutachten aufgefallen ist, im Auf­trag der Bay. Ministeriums für Landesentwicklung und Umwelt erstellt hat.

Wichtigste Ergebnisse der Untersuchung waren folgende: Keine Erhöhung von Krebsfällen und multi­plen Fehlbildungen an den AKW-Standorten.
Offensichtliche und signifikante Häufungen isolierter Fehlbildungen an den laufenden AKWs (21% über dem Durchschnitt). Dabei läßt sich ein Trend erkennen, daß die Schäden um so häufiger auftreten, je näher die Kinder am Reaktor wohnen.

Speziell in der Region um Grafenrheinfeld kommen 2,75 mal so viele Kinder mit isolierten Fehlbildun­gen zur Welt wie erwartet. Oder um von der Prozentakrobatik auf die Menschen zurückzukommen:
An den sonstigen bay. AKWs gab es insgesamt 11 Fälle schwerer Mißbildungen; um das Atom­kraftwerk Grafenrheinfeld allein 18!

Der Autor der Studie stellt fest, daß diese Ergebnisse durch Fall-Kontroll-Studien für jeden einzelnen Erkrankten genau untersucht und mit gesunden ProbantInnen verglichen werden müßten.
Bisher hat die bay. Staatsregierung die Studie von 1991 offiziell nicht der Öffentlichkeit vorgestellt, geschweige denn die geforderten Einzelfalluntersuchungen durchgeführt.

Auf der Grundlage dieser alarmierenden Tatsachen diskutierte das Publikum mit dem Referenten teils kontrovers den Sinn der AKW-Nutzung und den Preis, den die Bevölkerung vor Ort am eigenen Leib dabei bezahlt.

Mehrheitlich beschloß der Vorstand des Vierether Kuckucks-Ei, die bay. Staatsregierung aufzufordern, diesen Sachverhalt durch die vom Bundesamt für Strahlenschutz angeregten Fall-Kontroll-Studien rück­sichtslos aufzuklären und so wissenschaftliche Fakten zu schaffen, um weitere Beunruhigung und evtl. Schäden von der Bevölkerung abzuwenden.

April 1999