Es ging mit der Bahn nach Rödental. Die Führung über die rund 5 Hektar große Fläche eines verlandeten Sees leitete die Projektleiterin Anke Schäfer von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Beeindruckend war der Anblick der Pflanzen von einem bis 5 Jahre; letztere haben eine Höhe bis ca. 12 Meter. Angelegt wurde die Fläche bereits 1995 und im vergangenen Winter fand bereits die 3. Ernte mit einer Erntemenge von 15-20 Tonnen Biomasse pro Hektar, in der Qualität "absolut trocken". Alle örtlichen Daten, wie Wetterdaten, Geländegeologie und -form, Kosten der verschiedenen Ernteverfahren (händische, verschiedene Häcksler, mit Kran) und natürlich die Ernteerträge werden festgehalten. Die jährlichen Bestandsaufnahmen der Begleitvegetation zeigt, dass auf solchen Anbauflächen viele Beikräuter Heimat finden. Die angebauten Hölzer sind Roterle, verschiedene Weiden und Hybriden von Pappeln.
Die Energiewaldberaterin Schäfer: "Damit Energiewald wirtschaftlich betrieben werden kann, müssen alle Komponenten zusammenpassen. Auf unserem lehmig-sandigen Boden, der stark von Staunässe- und Feuchtemerkmalen geprägt ist, hat sich in den vergangenen drei Ernten die Pappelhybride Max 1 und die Hybrid 275 erfolgreich gezeigt. Diese neue Art der Nachwachsende Rohstoffe stellen, wie alle Feldfrüchte (hierzu werden Energiewälder gezählt) Monokulturen dar; deshalb erscheinen auch irgendwann naturgemäß die entsprechenden Schädlinge."
Flux waren mehrere der braunen gefräßigen Pappelblattkäfer (Melasoma popui) und der blaue Weidenblattkäfer (Phyllodecta vulgatissima) gesammelt und im Lupenglas bestaunt. Durch das vielgestaltige Beikraut gibt es genügend Spinnentiere, Siebenpunktkäfer, auch Schmetterlinge und natürlich weitere Insekten, die wiederum den Vögeln Futter bieten. "Die Begründungskosten liegen pro Hektar bei 1324 Euro, wobei der Erwerb der Stecklinge und eine etwaige Umzäunung die Hauptkosten sind", so Frau Schäfer weiter. Der Energiewald ist bis 2020 projektiert, man wird dann erst absehen können, was weiter mit der Fläche und den Stöcken passieren kann - eine Versuchsfläche eben. In der anschließenden Diskussion wurde klar, dass es sich jetzt schon abzeichnet, dass sich diese Art der Biomassegewinnung für Hackschnitzel nur lohnen wird, wenn es zu den passenden örtlichen Gegebenheiten auch möglichst große Flächen gibt und mindestens halb- oder volltechnisches Fällen und Ernten möglich ist, ggf. über eine gemeinsame Anschaffung von Maschinen. "Der Bayerische Bauernverband hat sich in einer Pressemeldung vom März 2010 zu den Nachwachsenden Rohstoffen geäußert, er sieht die Landwirtschaft als "eine strategische Schlüsselbranche für die EU, die neben Arbeitsplätzen und die Lebensmittelproduktion auch durch die Erzeugung und Verwertung von nachwachsenden Rohstoffen einen entscheidenden Beitrag zur Versorgungssicherheit Europas" sieht, zitiert Karin Zieg vom Vorstand des Vereins: "Der Verband kritisiert deshalb sogar, dass die Landwirtschaft in der `EU-Strategie 2020´ kaum Beachtung findet." * Frau Anke Schäfer bedauert, dass der Boden keine Versuche mit der Robinie zuläßt – diese wäre als klassischer Laubbaum an anderen Standorten sehr erfolgreich. Frau Schäfer, die dem Forstamt Sesslach zugehört, ist mit Leib und Seele dabei. Als naturbegeisterte Frau erzählte sie auch von ihrem sehr naturnahen Garten, in dem sich nach nur drei Jahren des Anlegens mind. 23 Fledermäuse einfanden! Die Gesellen wurden bei der Hausplanung bereits eingeplant und erwartet. In den beiden Hausgiebeln wurden für die fliegenden Mäuse Wohnungen Unterputz gelegt. Nach dem Einzug von Hornissen schlafen nun die nächtlichen Steckmückenfänger. Vor der Rückreise wurde bei Schloss Neuhof eingekehrt. Spontan wanderten die leider sehr wenigen Interessierten über den Wald und die Veste in Coburg hinunter.
* Statement des Bauernverbandes Daten: Ein Drittel der Fläche der BRD ist Wald, über elf Millionen Hektar. Sturm und Einschlag sorgen jährlich für Freiflächen, allein die beiden Stürme Wiebke und Lothar entwaldeten in Baden-Württemberg rund 60.000 Hektar. ("Nicht planmäßige Nutzung" heißt das in der Sprache der Landesforstbehörde). Seit den 80er Jahren ist der planlose Anteil von zehn auf 40 Prozent gestiegen! (Klimawandel: Stürme werden heftiger, mehr und längere Trockenzeiten, Schneearme Winter!) Die Forstämter nennen Brennholz ein Abfallprodukt. In Baden-Württemberg z.B. könnte das jährliche Wald-Energieholzpotenzial mittels Vorwald von derzeit 800.000 Kubikmetern um 30 Prozent gesteigert werden. So könnten zusätzlich 140.00 Tonnen Kohlendioxid eingesparte werden (Berechnung Freiburger Waldbauinstitut) Bei den Hybriden handelt es sich nicht um Gentechnisch veränderte Pflanzen, sondern durch Kreuzungen. Weiden können 8-15 Tonnen Biomasse/Jahr liefern. Pappeln sogar bis 15 Tonne. Vergleich: Mit einem Hektarertrag von zehn Tonnen wird eine Heizölmenge von 5.000 Litern ersetzt. Zu den turbowüchsigen Bäumen gehören Weiden, Pappeln, Robinie, Erle (Aspe/Zitterpappel) und Birke. Seit April vergangenen Jahres dürfen auf stillgelegten Flächen Bäume als Sonderkulturen wachsen. Nach der Rekultivierung nach 20-25 Jahren wird die Fläche per Definition nicht zu Wald-sie bleibt weiter landwirtschaftliche Nutzfläche. Voraussetzung ist jedoch, dass sie für die Nutzung von Zahlungsansprüchen für die allgemeine Betreiberprämie angemeldet ist. Die Rekultivierung sei kein Problem mehr, so Lutz Böcker vom Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V. (FIB) in Finsterwalde. Die wichtigsten Links (kein Anspruch auf Vollständigkeit): KUP-Netzwerk: www.kup-netzwerk.info/de/start.html Forschungsinstitut für schnellwachsende Baumarten in Hannoversch-Münden hat eine Gendatenbank erarbeitet und kümmert sich um die Sicherung von Ergebnissen; 50-seitige Broschüre dazu. Www.weidenzuechtung.de www.fastwood.org "Leitfaden zur Erzeugung von Energieholz", Landwirtschaftsministerium Meck-Pomm und Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei. Verbundprojekt "Dendrom" der Fachhochschule Eberswalde zusammen mit mind. Einem Dutzend Universitäten und Institute: www.dendrom.de Fachinstitut Nachwachsende Rohstoffe (FNR): erforscht Robinien und verschiedene Erntetechniken bei Bad Liebenwerda. Www.fnr.de Universität Göttingen koordiniert "Novalis"-Projekt: Auswertungskampagnen zu Versuchsflächen in Meck-Pomm und Brandenburg. Das Projekt "Agrowood" untersucht Großanbauversuche (400-500 ha) in den Regionen Freiberg /Sachsen) und Schradenland (Brandenburg). www.agrowood.de Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) an der Uni Hamburg: Kalkulationen für eine dreijährige Rotationsdauer errechnet: es müssen mind. Acht Tonnen Trockenmasse pro Hektar und Jahr wachsen (acht Tonnen mal drie Jahre gleich 24 Tonnen) und zu einem Preis von 60 Euro pro Tonne verkauft werden. Der Gewinn liegt dann nach sechs Jahren knapp unter 100 Euro pro Tonne. www.pappelforschung.de www.til.de/ainfo www.ktbl.de Stichwort Datensammlung Energiepflanzen 
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