BHKW

Denkmalgeschützte Kirche wird mit
kaltgepresster Pflanzenöl - Kraft-Wärme-Kopplung beheizt.

Pinzberg bei Ebermannstadt

Am 21. Mai 2006 lud das Vierether Kuckucks-Ei interessierte Bürger ein, sich vor Ort über die gelungene energetische Sanierung der Kirche in Pinzberg ein Bild zu machen. Geführt wurde die Gruppe von Pfarrer Bernhard Friedmann und dem Bamberger Energieberater Michael Fischer-Hoyer.

Ende der 90er Jahre stand in Kirche, Sakristei und Pfarrhaus von Pinzberg dringend eine Erneuerung der Heizanlage an. Gern hat sich Pfarrer Friedmann an einen zukunftsweisenden Hirtenbrief des damaligen Erzbischofs Karl Braun von 1993 gehalten: Bei jeder Heizungs-Sanierung in Gebäuden der Erzdiözese Bamberg soll der CO2-Ausstoss um 50% reduziert werden, um so dem christlichen Auftrag zu folgen, die Schöpfung zu bewahren. Eine besondere Herausforderung stellt dabei natürlich der Denkmalschutz dar; eine Kirche kann nicht ohne weiteres in Sachen Wärmeschutz optimiert werden. Daher hat Friedmann in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Fischer-Hoyer die gewünschte Einsparung mit Hilfe modernster, effizienter Technik zur Energieerzeugung erreicht. Im Zuge einer großen Sanierung 2000-2003 wurde ein Blockheizkraftwerk (BHKW) eingebaut, mit dem seitdem die Kirche und die Sakristei geheizt, sowie Warmwasser und Heizung fürs Pfarrhaus bereitgestellt werden. Außerdem sind bereits die erforderlichen Anschlüsse vorgesehen, um zusätzlich eine benachbarte Schule anschließen zu können, sobald dort die Heizung erneuert werden muss. Aus technischer Sicht wird die Anlage besonders interessant, weil quasi als Nebenprodukt der Wärme noch Strom erzeugt wird, wie es für das Prinzip des BHKW typisch ist. Dieser Strom wird für 20 Cent pro Kilowattstunde ins örtliche Stromnetz eingespeist und sorgt für schnellere Amortisation der Investitionskosten für die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen. Weil dem Pfarrer aber besonders das Wohl seiner Gemeinde am Herzen liegt, hat er gezielt ein BHKW ausgewählt, das mit Pflanzenöl (z.B. aus Raps) betrieben wird. Dadurch kann er seinen Treibstoff nicht von einem arabischen Ölscheich oder einem russischen Gaskonzern, sondern von der Ölmühle Werner im Nachbarort Elsenberg beziehen. So bleibt das Geld in der Region.

"Die hauen sich da unten die Köpfe ein, nur damit wir hier Heizöl bekommen"
ist Pfarrer Friedmann überzeugt, dass regional erzeugte nachwachsende Rohstoffe ein Beitrag zum Weltfrieden sind. Außerdem arbeitet das Pflanzenöl-BHKW CO2-neutral, denn bei der Verbrennung des nachwachsenden Rohstoffs Pflanzenöl entsteht nur genau soviel CO2, wie die Pflanze beim Wachsen aus der Luft aufgenommen hat, um das Öl zu bilden. Damit wurde dem Hirtenbrief mehr als Genüge getan: Anstelle von früher 10.000Liter Heizöl benötigt er jetzt nur noch 700 Liter pro Jahr, um an besonders kalten Wintertagen mit einem konventionellen Brenner nachzuhelfen.

Außerdem verbraucht die Anlage ca. 12.000 Liter Rapsöl pro Jahr, das aber wie erwähnt nicht klimaschädlich ist. Der insgesamt um ca. 2.700 Liter angestiegene Rapsölverbrauch liegt dabei keineswegs an einem schlechteren Brennwert oder sonst wie schlechteren Eigenschaften des Pflanzenöl im Vergleich zum Heizöl (wie man kritisch vermuten könnte), sondern erklärt sich daraus, dass zusätzlich zur Wärme in den bisher über 15.000 Betriebstunden auch 130.000 Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt wurden. Angesichts der rasant steigenden Preise für Erdöl und -gas ist das Pflanzenöl schon jetzt nur noch wenig teurer als der konventionelle Brennstoff (68 statt 50 Cent pro Liter). Durch die Vergütung des in das öffentliche Netz eingespeisten Stroms wird dieser wirtschaftliche Nachteil bereits heute vollständig ausgeglichen. "Langfristig ist sicher mit steigenden Energiepreisen zu rechnen, so dass diese richtungweisende Investition sich nicht nur ökologisch für uns alle, sondern auch ganz direkt als Kostenersparnis für die Pfarrei auszahlen wird" freute sich Diplom-Ingenieur Fischer-Hoyer.

Besonderes Lob muss man Pfarrer Friedmann aussprechen, der mit seinem überaus engagierten Einsatz dieses Projekt nicht nur angestoßen hat, sondern auch heute noch am Laufen hält. Der Pfarrer kontrolliert den reibungslosen Lauf des BHKWs regelmäßig, meldet Störungen sofort an den Hersteller in die Oberpfalz, bevor der Schaden größer wird. Viele Arbeiten wie Ölwechsel oder poröse Schläuche ersetzen führt der beherzte Pfarrer auch gleich selbst aus! Dank dieser guten Wartung kann er sich in den 3 Jahren seit der Installation über einen störungsfreien Betrieb freuen.

Nach dieser interessanten Führung durch dieses beeindruckende Gesamtkonzept, wie Energie und Geld gespart, aber auch die lokale Wirtschaft unterstützt werden kann, wanderte die Gruppe vom Vierether Kuckucks-Ei noch am Fuße der Ehrenbürg. Der Ausflug klang gemütlich mit einer Einkehr in Gosberg aus.