Studie: Restrisiko Zusammenfassung und Schlussfolgerung | Ereignisse (Störfälle, Unfälle) in Atomkraftwerken seit dem Tschernobyl Unfall 1986, April 2007 Die neue Studie beweist, dass die deutschen Kernkraftwerke wirklich nicht die Sichersten sind, als die sie die Betreiber und manche PolitikerInnen immer gerne darstellen. In der rechten Spalte findet sich die 12seitige Kurzfassung mit den Beschreibungen der schweren Störfälle seit April 1986 als download (deutsch)
Autoren: Georgui Kastchiev*, Wolfgang Kromp*, Stephan Kurth+, David Lochbaum++, Ed Lyman++, Michael Sailer+, Mycle Schneider**,
*Institut für Risikoforschung, Universität Wien, Österreich; +Öko-Institut, Darmstadt, Deutschland; ++Union of Concerned Scientists, Washington, D.C., USA; **Mycle Schneider Consulting, Paris, France; Der komplette Bericht kann gratis hier heruntergeladen werden.
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Das Nachrichtenmagazin "Kontraste" meldete, dass auch mind. An einem der 17 deutschen im Betrieb befindlichen AKWs seit Jahrzehnten keine ausreichende Kontrolle des Druckbehälters stattfand. Der einstige Atombefürworter, Werkstoffphysiker Professor Wolfgang Kromp hat dies in einem Interview gesagt. Kromp hatte in den 1970er Jahren die Baupläne des verhinderten AKW Zwentendorf (Austria) gesehen und änderte dann seine Meinung über den Segen der Atomkraft: Fehlkonstruktion.
Bei uns ging der nahezu baugleiche Meiler vom Typ Siedewasserreaktor in Betrieb, und zwar in Brunsbüttel (1976), Isar !/Ohu (1977), Philippsburg I (1983). obwohl die Bedenken aus Österreich bekannt waren, genehmigte der TÜV als Gutachter deren Betrieb. Damals rechnete man mit einer Laufzeit von 25 Jahren. (In Deutschland wurden keine befristeten Betriebsgenehmigung erteilt) Erst durch die Ergänzungen des Atomgesetzes 2002 (rot-grüner Atomausstieg) bekamen die Kraftwerke Bestandsschutz. Schweißnähte problematisch rund um den Druckbehälter verläuft eine Schweißnaht, die bei hohem Druck einer hohen Materialspannung ausgesetzt ist. Kromp vergleicht die Belastung mit dem Biegen eines Drahtes, der nach einer gewissen Zahl von Wiederholungen bricht. Vor dem Brechen entstehen kleinste Risse an den besonders beanspruchten Stellen, die sich in kurzer Zeit gefährlich ausweiten können. Kühlwasser entweicht unter hohem Druck, die Temperatur im Innern des Behälters steigt und die Brennstäbe können durchschmelzen wie dies in Harrisburg und Tschernobyl der Fall war. Pdf Artikel "Neutronen nagen am Reaktorstahl" aus der zfk, sept. 2010
Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke
Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) erstellte im Auftrage des Bundesministeriums für Forschung und Technologie in der Zeit von 1976 bis 1979 die "Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke". Sie wurde am 14. August 1979 veröffentlicht, ergänzt um einen Anhang zum Harrisburg-Unfall, der sich im Frühjahr 1979 ereignete. Zehn Jahre später, im Juni 1989 folgte die Phase B dieser Studie, in der wesentliche, in der ersten Phase übersehene Unfallabläufe aufgenommen wurden. Mittlerweile hatte sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ereignet. Beide Teile der Studie wurden unter Leitung des damaligen Geschäftsführers der GRS, Prof. Dr. A. Birkhofer, erarbeitet. Es ist sicher keine Übertreibung, wenn man davon ausgeht, dass fast ausschließlich Atomkraftbefürworter an dieser Studie arbeiteten. Umso wertvoller ist das Ergebnis, eine Untersuchung möglicher Unfallabläufe, wie sie in dieser Tiefe und Sorgfalt in keinem anderen Land vorliegt. Die Zusammenfassungen der Studien sind veröffentlicht:
Hauptband Phase A ISBN 3-921059-67-4 Zusammenfassung Phase B ISBN 3-923875-22-3 Im Folgenden das wichtige Zitat aus der Zusammenfassung Phase B, 1989: "Diskussion der Ergebnisse Systemtechnische Untersuchungen Im Vergleich zu Phase A wurden in Phase B der Studie wesentlich detailliertere systemtechnische Untersuchungen durchgeführt. Insgesamt beträgt die Häufigkeit der durch die Sicherheitssysteme nicht beherrschten Ereignisabläufe etwa 3 10-5/a. * Die größten Beiträge zur Häufigkeit der von den Sicherheitssystemen nicht beherrschten Abläufe resultieren aus Betriebstransienten (ca. 50%) und aus Kühlmittelverluststörfällen über kleine Lecks (ca. 25%). Im wesentlichen sind diese Beträge auf Ausfälle der Dampferzeuger-Bespeisung und der Frischdampfabgabe zurückzuführen. Unfallfolgen außerhalb der Anlage, die mit hohen Schadensausmaßen verbunden sind, wurden bereits in Phase A abgeschätzt. Aus diesem Grund wurden in Phase B keine erneuten Unfallfolgenrechnungen durchgeführt." (Reaktorrisikostudie 1989, Seite 87 ff) Zusammenfassung von Dr. Ludwig Trautmann-Popp
* Das bedeutet das jedes AKW durchschnittlich einmal in 30 000 Jahren havariert. Unter der Annahme das die anderen der weltweit ca. 400 AKWs nicht besser sind als in der Risikostudie angenommen, kann man das weltweite Risiko aufeinen schweren Atomunfall ermittelt, indem man 30.000 Jahre durch 400 AKWs teilt. Damit sollte alle ca. 85 Jahre ein GAU eintreten.
Seit ca. 50 Jahren werden kommerziell AKW betrieben, und wir haben bereits 2 GAU erlebt, und das obwohl in den Anfangsjahren die Zahl der AKW nochviel kleiner war. Die Abschätzung ist also deutlich schwächer als das reale Risiko!
Die Wissenschaftler, die Betreiber und die Politik haben demnach seit 1980 eine annähernde Zahl der betroffenen Menschen und Größe der vertrahlten Flächen und auch des GAU-Risikos.
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