Wie wird es in der Region in 30 Jahren aussehen? Folgen und Maßnahmen für die Region
Dr. Johannes Lüers, Mikrometeorologe, Uni-BT
sprach am Mittwoch, 7.5.2014, in Bamberg.
Zitat aus einer Pressemeldung zur Veröffentlichung des Weltklimaberichts (IPPC), Ende März:
"Vielen Mensch fehlt bereits jetzt die Mittel, sich der Erderwärmung anzupassen - mit drastischen Folgen".
Das klingt gleichzeitig dramatisch und doch sehr weit weg.
In der Vergangenheit konnte man sich in groben Zügen in der Landwirtschaft und Gartenbau, auch im Forst, auf die Jahreszeiten verlassen:
im Winter war es kalt, es gab mehr oder weniger dicke Schneepakete und längere Perioden von strengem Frost, die viele Schädlinge in Grenzen hielten.
Der Klimawandel ist auch in Franken nicht zu übersehen, keine Frage! - Zumindest für Menschen, die aufmerksam und über Jahre hin bewußt durch ihr Leben gehen.
Auswirkungen davon sind unvermeidlich; sie betreffen alle Gebiete:
vom Ökosystem, das sich ändern wird, über politische Stabilitäten; von der Nahrungsmittelproduktion, dem lebensnotwendigen Trinkwasser bis zur menschlichen Gesundheit.
Apropos unsere Gesundheit: hier treiben wir Vorsorge; wir versichern uns für den oder die Fälle, dass wir krank werden, nicht arbeiten können, oder körperliche Schäden erleiden.
Beim Klimawandel können wir ebenso vorsorgen: Auch wir können jetzt schon Maßnahmen ergreifen, die die voraussichtlichen Auswirkungen abdämpfen oder verringern könnte. Ja, wir müssen JETZT aktiv werden.
Wie weit betrifft uns der Klimawandel in Franken und wo konkret betrifft er uns? Und was können wir tun?
Franken und hier gerade das Regnitz-Maintal, wird trockener und wärmer. Die Veränderungen werden bereite in den nächsten 10-20 Jahren deutlich spürbar sein, so Dr. Johannes Lüers. Man wird als erstes bemerken, dass das Wasser knapp wird. Durch die zunehmenden trockenen Winter und Frühlinge werden weder die Trinkwasserbrunnen noch die obere Bodenschicht, die die Wurzeln der Pflanzen und Bäume mit genügend Wasser versorgt. Brunnenniedrigstände sind schon jetzt zu bemerken.
Diesen Zustand können auch Starkregenereignisse in keiner Jahreszeit ersetzen, denn dann kann der Regen kaum in den Boden einsickern und in die Trinkwassertiefen gelangen; stattdessen läuft das mit Blütenstaub und Pollen es in Bäche, Flüsse und die Kanäle ab, was problematisch im Kanalsystem und Kläranlage, aber auch in den Gewässern selbst werden wird. Abgesehen davon, dass viel Wasser verdunstet, bevor es auf die Erde fällt.
Es wird überall anders - vor allem unberechenbarer - und dynamischer, was Frühwarnungen kaum möglich machen wird.
Berechnungsmethoden lassen es inzwischen zu für kleinräumige Regionen Klimavorhersagen für 20 Jahre zu treffen. Was das Wetter angeht: Temperaturprognosen können relativ gut berechnet werden; aber wo der Regen niederfällt, weiß niemand wirklich. So rechnen schon jetzt die Wasserwirtschaftsämter mit 15 Prozent Klimaaufschlag, was den Deichausbau in Oberfranken betrifft.
Durch die höhere Temperatur werden mehr Klimaanlagen benötigt, deren Energie - sofern sie konventionell mit fossilen Energieträgern erzeugt werden - das Klima noch mehr anheizen.
Der kommende Anstieg von "nur" 2 Grad bedeutet, dass es in Frankfurt eine jährliche Durchschnittstemperatur hat wie in Rom jetzt; in Bamberg wie jetzt im Oberrheintal; in Bayreuth wie in Bamberg und in Hof wie in Bayreuth.
Das mag oberflächlich betrachtet angenehm klingen, doch die Vegetation ist darauf nicht eingestellt. Die Insektenwelt, viele Vogelarten werden aussterben, schon jetzt werden Malariamücke und weitere Quälgeister hierzulande gesehen, die bereits genügend Wärme finden und so überwintern können.
Der Wald hat hier eine besondere Rolle, denn Bäume brauchen 60-80 Jahre zur Entwicklung. Da sind Experimente langfristig angelegt.
Nur einige Folgen:
steigende Waldbrandgefahr; Äcker werden beregnet werden müssen, öfters Überschwemmungen, Starkregengüsse, Trinkwassermangel, vermehrt Herz-Kreislaufbeschwerden, Pflanzenarten, die jetzt hier gut gedeihen und gute Ernten bringen, funktionieren künftig nicht mehr.
Die Langzeitforschung zeigt: Das Klima entwickelt sich in Wellen, wie Pulswellen. Derzeit kommen die Pulswellen in immer kürzeren Zeiten. Eiszeiten dauerten zwischen 10.000 bis 100.000 Jahren, in den letzten ca. 150 Jahren hat der Mensch so große Mengen CO2 durch seine Tätigkeiten (Erfindung und kräftige Nutzung der Motoren, Entdeckung und Nutzung von Erdöl, Erdgas und Kohle) in die Luft geblasen, dass bis 2080 rund 60% der Spezies ausgestorben sein werden.
Der natürliche CO2-Gehalt auf der Erde ohne Mensch beträgt 280 ppm. Derzeit liegt der Wert bei 400 ppm.
Dass der Mensch der Verursacher des CO2 ist, wurde bereits in den 30.er Jahren von Schönberger bewiesen.
Ein abschließendes Fazit zum Weltklimabericht:
"Der Klimabericht könnte ein Dokument der Hoffnung werden, sofern die Politik schnell aktiv und endlich weitreichende Klimaziele setzt".
Während wir über Abstände von Windparks und Strompreise, über große Autos und Supermärkte diskutieren sollten wir uns erinnern, dass wir vor einer existenziellen Aufgabe stehen, die einige hundert Jahre dauern wird. (CO2 braucht 200 Jahre, bis es abgebaut ist!)
Die Präsentation des Vortrags (mit freundlicher Erlaubnis)
HIER
sie beinhaltet auch die Fazits, Maßnahmen, aber auch vermeiden, Energieerzeugung subsumieren - alles lassen oder anders machen, was CO2, die sog. Klimagase erzeugt.
Link zur Broschüre (Download):
"Klimaanpassung in Bayern 2020"
Maßnahmenkonzept für die Staatsregierung.
Am 7.5.2014 gab es im Fränkischen Tag, Ausgabe Bamberg, einen Bericht auf Seite 17 dazu.