Wanderwetter

Mit Wanderstiefel zu den Windrädern Hohenellern

Wanderung zu Gittermast-Windräder im Landkreis Bamberg

Am Samstag den 23. August lud das Vierether Kuckucks-Ei zur Wanderung an den nahen Albrand. Von Bamberg aus machten sich die 9 Interessierten im Alter zwischen 5 und 65 Jahren mit dem Bus nach Tiefenellern auf. Von dort ging es im Ellerbach hinauf nach Herzogenreuth und über die Wüstung Hohenellern, ein Dorf mit 10 nachgewiesenen Hofstellen, das bereits im Mittelalter aufgegeben - "wüst gefallen" - ist zur Jungfernhöhle.

Ab Herzogenreuth hatte man das Ziel der Wanderung aus verschiedenen Perspektiven im Blick:
Die beiden Windräder stehen auf Litzendorf Gemeindegebiet lieferten ab Dezember 2007 Strom in das Netz. Dank des positiven Votums des Litzendorfer Gemeinderates, der die Windkraft ausdrücklich als lokalen Beitrag zum Klimaschutz begrüßt, konnte deren Bau ohne weitere Verzögerungen im November 2007 erfolgen. Laut Betreiberfirma, Natenco aus Leinfelden bei Stuttgart, haben die beiden Anlagen mit je einer Leistung von 1,5 Megawatt im Vergleich zum konventionellen Strommix seitdem über 4000 Tonnen CO2 eingespart.
Eine Jahresleistung von rd. 6.800.000 Kilowattstunden ist zu erwarten. In Unterschied zu den Windrädern bei Oberngrub oder auch in Sassendorf stehen die Hohenellerner Räder auf Gittermasten, ausgestattet mit einem Aufzug für die betreuenden Techniker. Mit 96,5 Meter Nabenhöhe und 38,5 Rotorblattlänge ist das gesamte Bauwerk bis zu 135 Meter hoch.
Volker Best vom Vorstand regt an: "Ein idealer Standort für ein zweites Bürgerwindrad!" Dessen Ertrag käme wie beim Sassendorfer Bürgerwindrad den hiesigen Bürgerinnen und Bürgern zugute. Unter dem Windrad überzeugten sich die Wanderer im eigenen Leib von der Eignung des Standorts: "Steife Brise"!

Der weitere Verlauf der Wanderung führte uns auf einem romantischen Pfad langs des Albabhangs über die Gügelkirche nach Schesslitz. Als Belohnung für die fast 15 gelaufenen Kilometer winkte eine Einkehr im Biergarten, bevor es mit dem OVF-Bus zurück nach Bamberg ging.


Technische Daten:

Nennleistung:

1.500 KW (1,5 MW)

Erwartete Leistung ca.:

3.400.000 kWh

Durchschnittl. Windgeschw.:

6 m/s

Nabenhöhe:

96,5 m

Ausführung:

Gittermast, konisch - drei Rotorblätter

Ausstattung:

Fahranlage Aufzug

Rotorenradius:

38,5 m (77 m Durchmesser)

Rotorfläche:

4.657 m² überstrichene Fläche

Drehzahl:

9,6 - 17,3 U/min.

Blitzschutz:

integriert

 

 

Einschaltung bei:

3,5 m/s Windgeschwindigkeit

Nennleistung bei:

13,0 m/s Windgeschwindigkeit

Abschaltung bei:

20,0 m/s Windgeschwindigkeit

Generator:

doppelt gespeist, asynchron


Schadstoffreduzierung:

Kohlenstoffdioxid (CO2):

ca. 2.900.000 kg

Schwefeldioxid (SO2):

ca. 1.700 kg

Flugasche:

ca. 90 kg


Es handelt sich um zwei Anlagen der Firma REpower des Typs MD 77.
Betreiber ist die Firma NATENCO aus Leinfelden bei Stuttgart.

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Ergänzung:

Jungfernhöhle und Wüstung Hohenellern

Das Juraplateau war bereits in der späten Jungsteinzeit besiedelt; zahlreiche Keramikfunde wie Linienbandkeramik und Werkzeuge (Steinäxten) belegen dies.
Man schließt nicht aus, dass die Jungfernhöhle möglicher weise ein Kultplatz dieser Zeit war.
In den 50er Jahren wurde die Höhle, die im Wald liegt, ernsthaft ergraben:
rund 40 Skelettreste von Babies, Kleinkindern und Frauen - daher auch der Name "Jungfernhöhle" - und keramische Bruchstücke und Gerätschaften aus der Zeit der Bandkeramiker fand man. Die Detailuntersuchungen der Knochen erzählten, dass wir es durchaus mit menschenfresserisch bei dem uns unbekannten Ritus zuging.
Offensichtlich war dieser Brauch vor ca. 5000 Jahren weiter verbreitert:
es gibt z.B. ein "Jungfernloch" im Kleinziegelfelder Tal oder auch das "Jungferlesloch" bei Drosendorf/Lkr Forchheim.
Die Funde befinden sich übrigens tlw. im Bayerischen Staatssammlung München und im Paläozoogische Sammlung am Geologischen Institut der Universität Erlangen und im Fränkischen Heimatmuseum Bamberg.  

Wenige hundert Meter weiter, an der Kreuzung der Straße nach Leibarös und dem Wanderweg (Roter Kreis) lag zu Zeiten des Mittelalters das Dorf "Hohenellern". Neuerdings befinden sich genau in der Mitte des ehemaligen Dorfes zwei Bänke neben einem Kreuz -  so findet man die Stelle sehr schnell.
Man darf sich die Situation so vorstellen:
die jetzigen Straßen waren seinerzeit bereits feste "Fernwege", die evtl der Verbindung zwischen dem Stift St. Gangolf und Hollfeld waren (St. Gangolf hatte in um Hollfeld größere Besitztümer). Die zehn nachgewiesenen Hofstellen lagen um die Wegkreuzung an den Wegen entlang verteilt; jeder Hof dürfte ca. 30 ha Landfläche bewirtschaftet haben. Denkt man an die sehr extensive Wirtschaftsweise der damaligen Zeit, dann dürfte diese Größe in etwa einer Ackernahrung entsprochen haben. Durch den Nachweis von Phosphatkonzentrationen in entsprechender Bodentiefe, die das Ausbringen von natürlichem Dung mit sich bringt, konnten entsprechende Hochrechnungen angestellt werden.
Warum aber wurde das Hohenellern zu einer "öden Hofstatt"?
Zuverlässige Daten dazu gibt es nicht. Man geht davon aus, dass bereits im 14. Jahrhundert der Ort verlassen wurde, weil evtl. die beiden im ehemaligen Dorf liegenden Hüllen versiegten. Diese Hülls sind natürliche Wasserkavernen, die für die Tierhaltung auf dem Plateau lebensnotwendig sind. Im benachbarten Neudorf finden sich westlich davon im Wald (Stammberg) Reste eines verlassenen Dorfes, die offensichtlich dasselbe Problem, den Wassernotstand, hatten.

Auf dem Felsensporn, der noch heute Schlossberg heißt, kann man noch heute die Wallreste einer Hofstatt erkennen, ein Wanderweg führt direkt durch das Gebiet.


Öffnet internen Link im aktuellen FensterZu den Fotos: Karin Zieg und Jens Garleff