Architekt testet alles selbst, was er Kunden empfiehlt. Die Exkursion führte nach Rothwind-Mainleus, nahe Kulmbach. Christine und Jürgen Öhrlein wohnen idyllisch am Dorfrand; der zertifizierte Bioland-Hof mit Federvieh, Pferden und Gemüsegarten mit zehn historischen Kartoffelsorten liegt gleich hinterm Haus; die ca. 12 ha Land haben durch die Flurbereinigung diverse Umstrukturierungen erfahren. Geheizt wird mit Holz aus dem eignen Mischwald. Um das selbst geschlagene Holz nicht unnötig zu verheizen, hat der Architekt und Bausachverständige Öhrlein das Wohnhaus der Familie, bereits zu Bauzeiten 1976 mit einer dicken Dämmschicht versehen, weit über dem damals geltenden Standard. Man muss schon beim Hausbau immer die maximal mögliche Dämmung anbringen, damit das Haus nicht im Laufe der jahrzehntelangen Nutzung hoffnungslos veraltet, fasst der engagierte Architekt zusammen. Nachträglich wurden noch die blauschimmernden Photovoltaikmodule auf dem Dach montiert. Auch die greifvogelfreundliche Scheune schimmert im bekannten Blau; die Solaranlagen auf den beiden Dächern sowie 2 nachgeführten Solaranlagen tragen rd. 30 kW zur Energiewende bei. Auf intelligente Technik, die eine stromsparende Steuerung garantiert, legt der grüne Kreisrat besonderen Wert; er testet vieles aus und misst den Stromverbrauch nach. Natürlich beschränkt sich sein Engagement nicht auf den Energieverbrauch des Gebäudes: Eine unterirdische Zisterne sammelt Regenwasser als Gießwasser für Blumen und Gemüse und bedient die Toiletten. Mobilität spielt eine große Rolle, wenn man auf dem Dorfe lebt; Öhrleins nutzen Bahn und Fahrrad - und auch ein Elektrofahrzeug (City-EL) für Kurzstrecken, sowie demnächst ein Hybrid-Auto für größere Fahrten (Prius). Zwei Ferienwohnungen, die nach bauökologischen Gesichtspunkten (PVC-frei, allergikergeeignet, unbehandeltes Vollholz) eingerichtet sind, werden besonders gerne von Familien mit kleineren Kindern angemietet - aber auch Radler kommen häufig. Den von den Öhrleins gegründeten örtlichen Bioladen - der immerhin im Jahr 2000 mit dem Umweltpreis ausgezeichnet wurde, hat das Ehepaar verpachtet, um Zeit zu haben für die neuen Ideen und Projekte am eigenen Haus. A propos Ideen: Öhrleins sprudeln vor Plänen: das Haus soll auf Passivhausstandard optimiert werden, was sehr spannend wird, und am Zaun des großen Gartengrundstückes sollen bald weitere Solarmodule "wachsen". Der allergrößte Traum ist der Bau eines Erdhauses. Die TeilnehmerInnen der Exkursionsgruppe ist sich sicher, die Familie Öhrlein wird ihre Pläne und Ideen verwirklichen - wir melden uns dazu schon heute unser Wiederkommen an. Eine spontane Wanderung auf dem Main-Radweg bis nach Kulmbach krönte die Exkursion und belohnte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Bier und Bratwurst in der Kommunalbräu - welche übrigens eine ehemalige Mühle war und eine moderne Wasserturbine hat. ************
Seit 1990 ist Jürgen Öhrlein im Kreistag; klar, dass er auch dort seine "Handschrift" hinterließ: - das Landratsamt hat eine grüne Fotovoltaik-Fassade bekommen! - sein Antrag sorgte für den Wechsel auf Ökostrom für kreiseigenen Gebäude; - es werden seit einigen Jahren konsequent keine PVC-Kabel in kreiseigenen Gebäuden mehr verwendet; - auf Flachdächer werden nur noch 25 Jahren Gewährleistung und Versicherungsschutz gegeben; - alle Neubauten - soweit möglich - werden in Passivbauweise gebaut. usw. Weiteres Engagement: Mit einer großen Stromwechselparty konnte er über die Möglichkeit des Bezuges von sauberem Strom hinweisen. In dem kinofreien Ort wurden für die Bevölkerung, und auch für die Schule, kritische Dokumentarfilmabende organisiert, z.B. "Die Wolke", "Day after tomorrow", "Studpid white man", "Unser Planet", "Die unbequeme Wahrheit". Aufklären der Bürger und Initiieren eines erfolgreichen Bürgerbegehrens gegen cross-border-leasing des Kanalnetzes in Kulmbach. 
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