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AKW wieder am Netz

Schweinfurter Stadtrat verabschiedet Resolution:
keine Laufzeitverlängerung.

Es dürfen Leserbriefe dazu geschrieben werden.




Atomkraftwerk Grafenrheinfeld länger am Netz?

27.01.2010  

Der Betreiber E.ON bereitet das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (KKG, Lkr. Schweinfurt) technisch offenbar auf eine Laufzeitverlängerung vor. Wie Leiter Reinhold Scheuring sagte, sollen die am 6. März startenden turnusmäßigen Revisionsarbeiten fast drei Monate dauern - so lange wie noch nie in der Geschichte des KKG.
Dabei sollen unter anderem die Leittechnik und Reaktorregelung auf digitale Verfahren umgestellt werden. Nach Angaben des Nachrichtenmagazins ´Der Spiegel´ haben sich die Energieversorgungsunternehmen und die Bundesregierung vergangene Woche darauf festgelegt, vorerst alle 17 Kernkraftwerke am Netz zu lassen.

Dabei wollten sich die Energiekonzerne eines Tricks bedienen und nicht verbrauchte Rest-Strommengen jüngerer Reaktoren auf die alten Anlagen Neckarwestheim 1 und Biblis A übertragen, die kurz vor der Abschaltung stehen.

Nach dem nach wie vor gültigen Atomkonsens aus dem Jahr 2002 müsste der Grafenrheinfelder Meiler, der seit 1981 am Netz ist, seine Stromproduktion voraussichtlich im Juni 2014 einstellen.

Dass dies nicht im Interesse des Betreibers ist, machte neben Scheuring auch E.ON-Kernkraft-Geschäftsführer Hans-Jürgen Heutling in Grafenrheinfeld deutlich. Die im Koalitionsvertrag grundsätzlich vereinbarte Bereitschaft, die Laufzeiten bestehender Anlagen zu verlängern, sei ein Schritt in die richtige Richtung. Nun müsse die Bundesregierung auch Taten folgen lassen. Heutling rechnet allerdings mit einer Entscheidung erst im Oktober.

Bei der bis Ende Mai angesetzten Revision will das KKG die Zeit nutzen, um in die Anlage zu investieren. Im Normalfall dauert die jährliche Inspektion, bei der der Reaktor abgeschaltet wird, etwa vier bis sechs Wochen. Laut Werksleiter Scheuring wird diesmal nicht nur die Technik auf den neuesten Stand gebracht, sondern auch der komplette Primärkreislauf des Druckwasserreaktors chemisch gereinigt. Dies diene dazu, die Radioaktivität dort zu verringern, um für künftige Arbeiten am Kreislauf gerüstet zu sein. ´Wir bereiten uns damit auf die Zukunft vor´, sagte Scheuring. Diese Entscheidungen dafür seien allerdings schon vor der Bundestagswahl getroffen worden. Seit Inbetriebnahme habe E.ON eine halbe Milliarde Euro in die Verbesserung der Grafenrheinfelder Anlage gesteckt.

SPD und Grüne attackierten unterdessen die Regierung wegen ihrer Atomenergiepolitik scharf. SPD-Chef Sigmar Gabriel erklärte: ´Angela Merkel hat Angst vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen und will das Thema bis dahin durch Tricksen und Täuschen verstecken.´ ´Mit der Entscheidung für längere Laufzeiten für Uraltmeiler ist die Katze aus dem Sack´, sagte Grünen-Chefin Claudia Roth, die Proteste auf den Straßen gegen eine Laufzeitverlängerung ankündigte.

E.ON-Geschäftsführer Heutling verwies in Grafenrheinfeld auf die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Kraftwerke. Das KKG beispielsweise erreiche Spitzenwerte bei der Arbeitsverfügbarkeit des Betriebs, die bei 95 Prozent liege. Werksleiter Scheuring machte deutlich, dass es bislang 280 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt habe - so viel wie kaum ein vergleichbares Kernkraftwerk weltweit. ´Dieses Ergebnis geht nicht zu Lasten der Sicherheit´, sagte Heutling. Meldepflichtige Ereignisse in den Anlagen seines Unternehmens aus dem vergangenen Jahr hätten keine sicherheitsrelevanten Anlässe gehabt.

Dass der Energie-Riese E.ON offenbar nicht nur auf Laufzeitverlängerung, sondern auch auf Neubauten spekuliert, lassen Heutlings Hinweise auf die Projekte des Unternehmens in Großbritannien und Finnland annehmen. Deutschland sei der einzige G8-Staat, der irgendwann aus der Kernkraft aussteigen wolle. Er forderte daher die Bundesregierung auf, diese ´internationale Isolation´ aufzugeben.
Quelle: http://www.mainpost.de/na